Schlafende Tigerin
Du zeigst mir den Schlüssel zu dieser Tür.
Sag, war der Riegel schon immer hier?
Und der Schrank davor, kompakt und schwer,
die Schubladen trotzdem gähnend leer?
Der Schlüssel im Schloss sich zögernd dreht.
Wieder schließen, oder öffnen? Schon ist’s zu spät:
Schlafende Tigerin, sie tritt heraus
Schlafend lebte sie in diesem Haus.
Doch nun wieder wach, es gibt kein Zurück.
Enttäuschung? Liebe? Angst? Oder Glück?
Alles soll sein. Alles soll kommen.
Ich schau nach vorn, noch etwas benommen.
Zögernde Schritte. Neuer Beginn
Mut und Wagnis, steht danach mein Sinn?
Noch einmal lieben, oder auch leiden,
Noch einmal Sehnsucht, Blick in die Weiten.
So ist das Leben, wie ist der Tod?
Der Weg ist noch weit zur Überfahrt’ Boot
Du zeigtest den Schlüssel, steckt nun an der Tür.
Schlafende Tigerin, wach nun, bleib hier!
Den Schrank beiseite, Schubladen gefüllt!
Sanft, still, ekstatisch, oder auch wild?
Alles soll kommen, alles soll sein, Ich schau nach vorn,
bin nicht mehr allein
KIND SEIN
Ich möcht noch einmal Kind sein,
Und diesmal froh und frei.
Ich möcht noch einmal Kind sein,
Im Alter? Einerlei..
Ich möchte toben, jagen
und unbeschwert genießen,
die dümmsten Dinge sagen,
vor Freude überfließen.
Das Kind wird neu geboren,
wenn’s auch schon älter ist.
Ich will’s umarmen, lieben,
‘s wurd lange nicht geküsst.
Ich will es in mir spüren,
auf seine Stimme hören,
will es nie mehr vergessen,
mein Kind- Sein nie mehr stören.
Maskenträger
...aus aktuellem Anlass 2021 gelöscht, es kann missbräuchlich verwendet werden. Es ging um meine angelegte Trauermaske zum Tod unserer kleinen Tochter, nicht um Corona.
Tanzende Marionette
Takt schlägt der smarte Akteur
Coppelia erwacht jetzt zum Leben
Coppelia tanzt mehr und mehr
Willig lässt sie sich führen
Beseelt vom metrischen Klang
Das Herz beginnt sich zu rühren
Wie wird ihr nur plötzlich so bang
Fäden gewaltsam zerschnitten
Knoten abrupt getrennt
Am Boden verworrene Schlingen
Verlockend der Abgrund gähnt
Coppelia erhebt sich erst wieder
Mit Seiner helfenden Hand
Taumelt noch, spürt ihre Glieder
ER fragt: Ist dir nicht bekannt,
Den Berg im Tal zu erkennen
Kein Schloss nur errichten aus Glück?
Tanze dein eigenes Leben
Kehr zu dir selbst zurück.
Herbstseifenblasen
Auf der Sommerwiese
Sitzt im grünen Gras
Die kleine dünne Liese
Und träumt sich was.
Sie spielt mit Seifenblasen
So groß und schillernd rund
So groß wie ihre Wünsche
Geheimnisvoll und bunt.
Sie spielt und lässt sie fliegen
Hält sie nicht lange fest
Glaubt nicht an die Erfüllung
Bläst weg den letzten Rest
Der Sommer ist vergangen
Der Herbst des Lebens da
Nach Heu duftet die Wiese
Frau Liese sagt leis ja
Zu ihren vielen Wünschen
Fragt zag, ob das noch geht
Sie muss nur fest dran glauben
Erst jetzt, wenn auch sehr spät
Lebt sie bewusst ihr Leben
Der Liebe Lust und Leid
Doch Seifenblasenträume
Bewahrt sie sich bis heut
Augen- Blicke
das Lachen eines Kindes
ein Vogel auf dem Ast
was es auch sei- nur wichtig,
dass du’s gesehen hast
ein bunter Regenbogen
ein junges Liebespaar
Wolken vorbeigezogen
der Schnee vom letzten Jahr
ein warmer langer Sommer
der alte Mann am Fluss
die Schwäne an der Brücke
der lang ersehnte Kuss
wie wichtig sind sie wirklich
für dich, für jedermann
die flücht’ gen Augenblicke
die man nicht halten kann
du möchtest gar nichts missen
von dem, was du gesehn
und würdest gerne wissen
warum nur muss er gehn
warum kann er nicht bleiben
der schöne Augenblick
versuch ihn zu genießen
und sieh darin dein Glück
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